Die Tribüne, 21. März 2024 

Bei der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft, einer der wichtigsten und beliebtesten Dienstleisterinnen im Kanton Zürich für den Tourismus, Naherholungssuchende, Gourmets und Gourmands, Schifffahrtsenthusiasten und Partygänger, herrscht derzeit Flaute im Betrieb und Sand im Getriebe.

Betrieb teilweise eingestellt, Personal verärgert:

Gemäss Angaben aus gut informierten Quellen muss die ZSG diesen Sommer auf 4 von bisher 9 Längsfahrten am Tag verzichten, es werden nur noch alle 2 Stunden anstatt stündlich Längsfahrten, offeriert. Grössere Wartezeiten für die Passagiere sind voraussehbar, was wohl zu grossem Unmut seitens der Kundschaft führen wird. Gleiches gilt wohl für die Buchungen von Sonderfahrten,

Dies hat verschiedene Gründe:

  • Personalmangel (Corona nachbedingt und aufgrund eines scheinbar generell nicht sehr guten Betriebsklimas)
  • die drei soeben neu angeschafften Elektroboote für die Limmat befinden sich aus «technischen» Gründen derzeit alle in der Werft. Sie werden umgebaut (Konstruktionsfehler?), da die Sicht für die Passagiere ungenügend ist.

Der Betrieb der mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen ZSG (31% Seegemeinden, 22% Kanton Zürich, 18% Stadt Zürich, 29% Private) ist massiv subventioniert (rund CHF 21 Mio+ p.a., der Geschäftsbericht 2023 ist noch nicht publiziert).

Der Verwaltungsrat ist überaltert (Verwaltungsratspräsident und Minderheitsaktionär, Herr Peter Weber ist seit 1994 (!) im Amt, seine  derzeitige Amtszeit läuft noch bis 2026; Tochter Rebecca Weber ist auch schon seit 2018 ins gleiche Organ delegiert).

Auch bei diesem, mehrheitlich dem Staat gehörenden – und am Tropf des Kantons (via ZVV), sowie des Bundes, hängenden Unternehmen ist die Mehrheit des Verwaltungsrates dem Zürcher Freisinn zuordenbar.

Eine weitere Sonderbarkeit ist die implizite Gewerkschaftspflicht für die Mitarbeiter der ZSG. Sind Mitarbeiter nicht Mitglied der Gewerkschaft, so sind sie gemäss Gesamtarbeitsvertrag und Anstellungsverträgen zur Leistung eines Solidaritätsbeitrages an die Gewerkschaft verpflichtet. Diese unerhörte Pflicht ist sicher auch nicht der Personalsuche förderlich, wenn nicht sogar abträglich.

Es ist Zeit, dass die auf Regierungsebene für das Unternehmen verantwortliche Volkswirtschaftsdirektorin, Frau Carmen Walker-Späh (FDP), endlich ihrer Verantwortung nachkommt und bei der ZSG zum Rechten schaut.

Die Magistratin kann dies, will aber nicht, was sich in den Antworten auf drei Vorstösse im Kantonsparlament manifestiert (KR-Nr. 268/2015, 248/2018 und 40/2022). Somit trägt die Dame eine direkte Verantwortung für den derzeitigen Schlamassel bei der ZSG.