„Gott hat den USA einen Teufel geschickt“ – Titelgeschichte in der Rubrik Politik und Wirtschaft des Tages-Anzeiger vom 4. November 2024 eines Journalisten namens Simon Schmid, mit Untertitel „Einschätzung zum Populismus“
Frage
Was wäre, wenn Die Tribüne einen Kommentar unter dem Titel „Gott hat Zürich einen Teufel“ geschickt veröffentlichen würde?
Allen voran der Tages-Anzeiger würde wohl Zeter und Mordio schreien und den Herausgeber dieses Blogs (ein weiteres Mal) in Grund und Boden schreiben. Hätte er Recht? Unbedingt! Eine solche Überschrift ist zumindest höchst unseriös und blöd, wenn nicht (über den Kanton Zürich und unfähige Politiker herziehend) nach Schweizer Recht sogar ehrverletzend.
Etwas mehr Seriosität
Die traditionelle Schweizer Presse und die Staatsmedien sind unter Druck, Umfragen und Leserzahlen beweisen es; eine Initiative zur Reduktion der Zwangsgebühren für das staatliche Radio und Fernsehen kommt in naher Zukunft zur (eidgenössischen) Volksabstimmung.
Die Tribüne schreibt nur zum politischen Geschehen und über Verwerfungen im Kanton Zürich. Ergo könnte sie ja einen Titel „Gott hat Zürich einen Teufel geschickt“ publizieren. Material dazu ist vorhanden, aus welcher politischen Ecke auch betrachtet – und trotzdem würde so etwas nicht in der Tribüne publiziert.
Wie steht es um die Berichterstattung zum politischen Geschehen im Kanton Zürich?
Schlecht – zumindest was die Presse im Kanton und die beiden grossen Tageszeitungen Tages-Anzeiger und NZZ, sowie deren Satelliten und die staatlichen Medien betrifft (siehe auch NZZ vom 4.11.24 „Podcasts des Kantons kosten bis zu 10 000 Franken pro Folge“).
Die Redaktionen der Zürcher Medien wurden in den letzten Jahren kontinuierlich ausgedünnt, nur noch je ein Journalist pro grosse Tageszeitung (die Herren Pascal Unternährer für den Tages-Anzeiger und Zeno Geisseler für die NZZ) berichten regelmässig, unabhängig und aufgrund ihrer Erfahrung fundiert und überlegt über das politische Geschehen im Kanton.
Alle anderen Schreiberlinge sind entweder politisch eindeutig auf Linkskurs orientiert (die Herren Hotz und von der NZZ und Schneebeli vom Tages-Anzeiger sowie Frau Minor, ebenfalls vom Tages-Anzeiger) oder verfügen (leider noch nicht) über langjährige Erfahrung. Dazu kommen Praktikanten und weitere, gelegentlich schreibende Mitarbeiter (die „erfahrene“ Politkommentatorin Neuhaus von der NZZ und je drei bis vier Schreiber von Tages-Anzeiger und NZZ sowie hier ungenannt bleibende Damen und Herren und Praktikanten beider Medienhäuser), welche sporadisch schreiben sowie an einer Hand abzuzählende Journalisten und Journalistinnen, welche sich mit interessanten Beiträgen sporadisch seitens der privaten Lokalradio und -TV Sender sowie des Lokaljournals DRS bemerkbar machen.
Die Berichterstattung der beiden führenden, privaten Lokalfernsehstationen, Tele-Züri (nach dem Abgang des langjährigen, verdienten Lokalmadators, Markus Gilli und einem Besitzerwechsel) und Tele-Top (auch nach einem Besitzerwechsel) zeichnen sich nicht (mehr) durch regelmässige Beiträge mit besonderem Tiefgang aus, ja sie sind auch immer mehr vor allem „politisch“ orientiert.
Nur alle vier Jahre, vor, während und nach Kommunalwahlen und den Wahlen zum Kantonsparlament und in die Kantonsregierung, wird durch alle Medien aufgerüstet und leider, aufgrund nicht verwunderungsweise fehlender (aufgebauter) Sachkenntnisse (wie könnte das anders sein, wenn nur alle vier Jahre im Detail berichtet wird?), nicht immer mit Qualitätsbeiträgen überzeugt.
Schade! Besonders der hier und heute in der Kritik stehende Tages-Anzeiger, hat sich lange Jahre durch Qualität und vielfältige Berichterstattung über das politische Geschehen im Kanton Zürich ausgezeichnet.
Quo vadis politische Berichterstattung aus dem Kanton Zürich?
Es ist zu hoffen, dass die politische Berichterstattung aus unserem Kanton nicht weiter einschläft oder noch einseitiger wird.
Das wird nur gelingen, wenn die „neuen“, Berichterstatter in den elektronischen Medien sich gezielt dem politischen Geschehen im Kanton annehmen und deren Berichte auch gelesen wird. Und nur so kann auch das Interesse Jugendlicher und der Stimmbürger in unserem Kanton unter 30 Jahren geweckt werden.
An der heutigen Kantonsratssitzung fehlte die Jugend – es nahm, wie öfter, keine Schulklasse auf der Ratstribüne Platz. Und es ist (leider) auch davon auszugehen, dass heute keine Schulklasse die live übertragene Ratssitzung verfolgte.
Umso wichtiger ist es, dass die grossen Medienunternehmen, die grossen Verbände und die privaten und staatlichen Medien zeitgerecht und nicht kleinlich, trotz derzeit nicht allzu grosser Leser- und Zuschauerzahlen, berichten (ein Dank dazu an die Zürcher Handelskammer, welche seit kurzem online einen. wenn auch verständlicherweise etwas „gefärbten“, wöchentlichen Bericht über die Zürcher Politik veröffentlicht).
Nur so „lebt“ unsere Demokratie und die politische Debatte in unserem Kanton.
Aber bitte nicht mit reisserischen und verleumderischen Schlagzeilen wie „Gott hat Zürich einen Teufel geschickt“!