Am 22.9.2025 wurde im Zürcher Kantonsrat eine Dringliche Interpellation „USZ Zürich – Entscheid Klinik-Informations-System“ (KR-Nr. 272/2025) der Grünen (Urs Dietschi), der FDP (Linda Camenisch), der SP (Sibylle Marti) und der AL (Nicole Wyss) behandelt.

Gleichzeitig wurde vom Kantonsrat ein Verpflichtungskredit über CHF 690 Mio zur Finanzierung des Neubaus Mitte 1 und 2 des Universitätsspitals mit entsprechender Umwandlung in Dotationskapital gesprochen, bis eine maximale Eigenkapitalquote von 60% erreicht ist.

Die NZZ hat, auch am 22.9.25, einen vielbeachteten Artikel „Eine Software übermittelt hiesige Pateientendaten nach Amerika“ publiziert. Darin wird darauf hingewiesen, dass vom USZ und vom Kinderspital (Kispi) ein neues Klinikinformationssystems des US Softwareunternehmens Epic Systems ausgewählt wurde. Das US System steht schon bei den kantonalen Spitälern in Bern und Luzern in Betrieb. Das US-Unternehmen untersteht vollständig dem US-Cloud-Act und kann somit keine entsprechende Ausschlussklausel unterschreiben. Somit haben die USA immer – nach eigenem Gusto – Zugriff auf die Zürcher Patientendaten.

Die Basiskosten des neuen Systems belaufen sich auf CHF 95 Mio. Es handelt sich dabei  aber offensichtlich um keine Vollkostenrechnung, fehlen doch u. a. der interne Personalaufwand/Kosten für interne Projektressourcen, Kosten externer Berater, Kosten für Hardware und Datenbank und Kosten für zusätzliche Leistungserfassungssoftware. Spezialisten sprechen von effektiven Kosten von rund CHF 150 Mio, bis das neue US-Klinikinformationssystem beim USZ einmal eingeführt sein wird.

Das Nachsehen hat die Zürcher Firma Cistec, deren Klinikinformationssystem auch schon bei mehreren Spitälern in der Schweiz erfolgreich in Betrieb ist und welches nicht dem US-Cloud-Act untersteht.

Fragen

  • Warum wird durch das USZ ein definitiver Zuschlag an das US-Unternehmen gemacht, obwohl der Vertrag (Epic steht im Ruf, über 1000-seitige Verträge zu verfassen) noch nicht unterschrieben ist?
  • Warum wird ein Zuschlag gemacht, obwohl die Gesamtkosten nicht auf dem Tisch liegen?
  • Warum sassen anlässlich der Debatte im Kantonsrat 14+! Mitarbeiter und Berater des USZ auf der Tribüne? Haben die nichts anderes zu tun? Nach erfolgreichen Abstimmungen wurde sich gegenseitig „gratuliert“…
  • Warum „isolierte“ die Gesundheitsdirektorin das USZ in der Debatte über alle Kritik? Sogar das Votum des Sprechers der SVP, Kantonsrat Karl Heinz Meyer, war kritischer…

Kommentar

Die unterlegene schweizerische Firma Cistec hat gegen den Zuschlag für ein neues Klinik-Informations-System an das US-Unternehmen Epic durch das USZ Beschwerde eingelegt. Die Tribüne geht davon aus, dass dies auch für Zuschlag für ein neues Patienten-Informations-System durch das Kispi an die Epic der Fall ist. Wie die NZZ richtig feststellt, ist das letzte Wort betreffend dem Klinik-Informations-System am USZ (und am Kispi) noch lange nicht gesprochen.

Das USZ ist nicht in der Lage, sich selbst mit eigenen Mitteln zu finanzieren. Dennoch tanzt es dem Kanton auf der Nase herum. Nach den Worten des Sprechers der EVP, Kantonsrat Markus Schaaf, handelt es sich  bei der hier durch die Finanzdirektion, mit Unterstützung der Gesundheitsdirektion (beide unter SVP Führung), für das USZ gewählten Finanzierungsmethode um ein „Buebetrickli“! Früher oder später wird sich das rächen, stehen doch in den nächsten Jahren grosse Refinanzierungsrunden für das USZ an und das USZ (wie das Kispi) ist schon heute defizitär und kann nicht ohne staatliche Finanzspritzen leben.

Gleichzeitig wird ein neuer Fall fehlender Qualifikationen am USZ in der Urologie bekannt. Die Spitalleitung greift gemäss Presseberichten auch hier nicht durch.

Und ein ehemaliger Bundesrichter „untersucht“ (was wohl eher einem Parteiengutachten gleich kommt) den Fall Maisano am USZ im Auftrag der Spitalleitung, ohne das die Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich bis heute tätig geworden ist? und sich öffentlich zu einer oder mehreren, offensichtlich vorliegenden Strafanzeigen vernehmen lassen hat!

Auch ein nächster Schwank im Zürcher Grossprojekt-Finanztheater steht wohl bald vor der Tür: Muss an gleicher Stelle schon bald über Hunderte von Millionen CHF Projektkosten-Überschreitungen bei den derzeitigen Grossbaustellen von Universität und USZ zu berichten sein? Hoffentlich nicht – doch ist dies traurigerweise nicht auszuschliessen!