Mit den Stimmen aller anwesender Ratsmitglieder (170 von 170 Mitgliedern, 0 Enthaltungen) hat der Zürcher Kantonsrat (auch dieses Jahr) am 26.5.2025 die Rechnung und den Geschäftsbericht 2024 der Zürcher Kantonalbank (ZKB) genehmigt und den Aufsichtsorganen mit 171 Stimmen zu 0 Stimmen bei einer Enthaltung Entlastung erteilt.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist nach der UBS die zweitgrösste Universalbank der Schweiz. Sie ist zu 100% im Besitz des Kantons Zürich. Im Wirtschaftsraum Zürich ist sie mit einer Marktdurchdringung von 50% die Nr. 1 im Privat- und Firmenkundengeschäft.
Die Bank hält die höchsten von den führenden (amerikanischen!) Rating-Agenturen vergebenen „Noten“: Standard & Poor’s (S&P) gibt der ZKB ein AAA-Rating, Moody’s ein Aaa Rating und Fitch ebenfalls ein AAA Rating. Grund dafür scheint insbesondere die 100%ige Staatsgarantie des Kantons Zürich zu sein.
Bilanz und Geschäftsvolumen wachsen weiter ungebremst: Mit einer Bilanzsumme von rund CHF 200.5 Mia und Hypothekarausleihungen von CHF 106.6 Mia, Forderungen aus Wertpapierfinanzierungsgeschäften von CHF 25.3 Mia, Forderungen gegenüber Kunden von CHF 11.5 Mia sowie Forderungen aus dem Handelsgeschäft von CHF von 11.3 Mia und einem massgeblichen Ausser-Bilanz Geschäft (u. a. Derivatehandel) stellt die ZKB ein massives Klumpenrisiko für den Besitzerkanton Zürich dar (der Kanton Zürich selber verfügt über eine Bilanzsumme von CHF 24.9 Mia und ein Eigenkapital von „nur“ CHF 11.8 Mia, davon CHF 3.1 Mia Fonds und Legate!).
ZKB Jahresbericht 2024 – Finanzzahlen
- Bilanzsumme: rund CHF 200.5 Mia (plus CHF 1 Mia gegenüber Vorjahr)
- Hypothekarausleihungen: CHF 106.6 Mia (plus rund CHF 6 Mia!)
- Kreditengagement gegenüber Unternehmen CHF 39 Mia (plus CHF 3 Mia)
- Kundengelder: CHF 521 Ma (Vorjahr CHF 451 Mia – gemäss Zusammenfassung im Jahresbericht betrug der Netto-Neuzufluss 2024 CHF 29.8 Mia).
- Nettoerfolg Zinsgeschäft: CHF 1.677 Mia (minus CHF 200 Mio gegenüber Vorjahr)
- Jahresgewinn: CHF 1.117 Mia (minus ), wovon ausgeschüttet an den Kanton CHF 184.3 Mio, CHF 20.6 Mio ebenfalls an den Kanton als Dividende zur Deckung der Selbstkosten und CHF 170 Mio an die Gemeinden (unverändert)
Voten im Rat
Die Voten im Rat waren auch dieses Jahr grossmehrheitlich positiv:
Den Anfang der Voten machte die Präsidentin der Aufsichtskommission über die Wirtschaftlichen Unternehmen (AWU), Stefanie Huber (GLP, Dübendorf), mit einer Lobeshymne auf die Bank. Sie lobte die internationale Präsenz (von Singapore bis Sao Paulo) und das starke Risikobewusstsein im Zusammenhang mit internationalen Geschäften („Risikodiversifikation“) sowie mit dem Handel und die Verwahrung mit und von Kryptowährungen (Puzzleteil im Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie und „Kundenbedürfnissen“, alles auf „Risiko der Kunden“, so Huber). Das Asset Management der Bank, via die Tochter Swiss Canto Holding (CHF 275 Mia unter Management; gemäss Huber kein Einfluss die Bankbilanz, dafür wichtige Wachstumsmöglichkeiten in Europa, so in Spanien und Italien, um Skaleneffekte zu erreichen) hob Huber hervor. Huber verteilte nur Lob und Dank und machte keine einzige kritische Anmerkung! Wie viel von ihrem Votum die Dame selber geschrieben hat, ist nicht bekannt.
Jörg Müller-Ganz, FDP, langjähriger Bankratspräsident, bedankte sich ganz herzlich für die Laudatio der Präsidentin der AWU und lobte seine Bank als „eine der wichtigsten Universalbanken der Schweiz“. Ganz sprach neu von der „Gewinnpartizipation“ des Kantons, da die ZKB aufgrund der OECD-Steuer nun „steuerpflichtig sei“. Er lobte die Strategie als „Universalbank“; auf die Frage, ob der Kanton Zürich die zweitgrösste Universalbank des Landes braucht, ging auch Müller-Ganz nicht ein, dafür begrüsste er 31’000 Neukunden. Und er lobte die Anpassung der Grundsaläre der Mitarbeiter auf ein „angemessenes“ Niveau. Müller will an Kontinuität der Unternehmensstrategie der ZKB festhalten, das Privatbanking massiv ausbauen und „internationale Chancen“ wahrnehmen. Und auch er unterliess es nicht, den amerikanischen Präsidenten kritisch zu würdigen.
André Bender, langjähriges Mitglied der AWU und Sprecher der SVP hinterfragte (das erste Mal in all den Jahren als Mitglied der AWA klar und deutlich) mit kritischen Anmerkungen den Ausbau der Kundengebiete auf das Welschland (mit Filiale) und nach Deutschland, die sehr hohen Saläre (siehe Fazit, KR-Nr. 44/2025) und den überdimensionierten Nachhaltigkeitsbericht.
Roland Kappeler, SP (Handelslehrer aus Winterthur) lobte das neu eingeführte, kostenlose Retailbanking, welches die Konkurrenz richtigerweise unter Druck setze. Auch geographisch schaue die Bank über den Zürcher Tellerrand hinaus. Er widersprach damit klar der SVP – und unverständlich für einen „Fachspezialisten“, lobte Kappeler die Tätigkeiten der Bank im Ausland über den Klee (keine Risikoerhöhung, da die Bilanz nicht belastet würde, Risiko aus dem Auslandgeschäft betrage nur ca. 10% des Gesamtrisikos und trage somit gemäss Risiko-Chef der Bank zur Risikodiversität bei). Kappeler lobte auch, im Gegensatz zu Bender, den Nachhaltigkeitsbericht der Bank und bewies generell mit seinem Votum seine grossen Fachkenntnisse und die überragende Finanzkompetenz der SP.
Wohl das grösste Lob erhielt die Bank von der Sprecherin der FDP und Mitglied der AWU, Kantonsrätin Astrid Furrer, einer weiteren, ausgewiesenen Bankspezialistin. Auch viel Lob gab es vom Vertreter der GLP in der AWU, Stephan Hegetschwiler, welcher als einziger Sprecher die Wichtigkeit der IT der Bank (nach mehreren Problemen in diesem Fachbereich im vergangenen Geschäftsjahr) und das „Gruppenrisiko-Cloud“ hervorhob. Beat Bloch, Ende Sommer zurücktretender Kantonsrat der Grünen (letzter CSP Vertreter), wies auf die möglichen Risiken der Herkunft von Kundengelder hin, riet in diesem Zusammenhang zu Vorsicht und begrüsste das neue Vergütungssystem (tiefere, variable Lohnanteile). Das neue Entlohnungssystem gehe in die richtige Richtung. Generell legten alle Sprecher der Linken ihren Fokus insbesondere auf die Nachhaltigkeit. Thomas Anwander, Die Mitte, hob die Wichtigkeit von „Economics of Scale“ des Asset Managements für das Gesamtgeschäft der ZKB und daraus folgernd, seiner Ansicht nach, den weiter nötigen Ausbau dieses Geschäftes hervor. Zu möglichen Risiken aus diesem Geschäft (Herkunft Kundengelder, Möglichkeit einer unterdurchschnittliche Performance respektive aufgrund von Fehlanlagen mögliche, ausserordentliche Verluste für die Kundschaft) äusserte sich der zweite Finanzspezialist in der AWU aus Winterthur nicht. Doch Anwander erwähnte auch, wie Hegetschwiler, die im Jahr 2024 aufgetretenen Probleme bei der Informatik der Bank. Und er sieht, wie Müller-Ganz, die ZKB als ein Gegengewicht im Kanton Zürich zu Risiken aus den USA… Zu guter Letzt äusserte sich die Vertreterin der Kommunisten, AL, zum schleppenden Ausbau der Bank beim Frauenanteil. Der einzige nicht in der AWU sitzende Sprecher, der Altpräsident der JUSO’s, Nicolas Siegrist, sprach kritisch von den „ungenügenden“ Klimazielen der Bank und kritisierte u. a. die Tätigkeit von Exxon-Mobil in Afrika und kritisch zu weitere Energiefirmen. Direkt an der allgemeinen Geschäftstätigkeit der Bank hatte der fachkompetente Sozialist aber nichts zu kritisieren.
Zum Schluss der Debatte sprach noch einmal der Bankratspräsident Müller-Ganz:
Zitat Müller-Ganz: „Wir sind die sicherste Bank der Welt“. Was für eine Überheblichkeit!
Antrag der AWU auf Genehmigung des Geschäftsberichts und des Nachhaltigkeitsberichtes der ZKB für das Jahr 2024 (KR-Nr. 67a/2025)
Die Aufsichts- und „Fachkommission“ des Parlaments, AWU, erwähnte mit keinem Wort den im Jahr 2024 (endlich) erfolgten Verkauf der österreichischen Tochterbank, ZKB Österreich, an die Liechtensteinische Landesbank (LLB).
Dafür bestätigte die AWU, wohl zur eigenen Absicherung, dass sie Kenntnis von einem „vertraulichen“! Spezialbericht der Revisionsstelle (siehe 951.1 Kantonalbankgesetz, Art 12 Abs. 3 lit. 5) genommen hat. Es handelt sich dabei um einen „periodisch“ zur Kenntnis zu nehmenden Spezialbericht der Revisionsstelle zur wirtschaftlichen Lage der Bank im Hinblick auf die Staatsgarantie.
Berichte der Tribüne zur ZKB in den Jahren 2024 und 2025
- Angestrebte, hemmungslose Portionenerhöhung für die Kaviar-Etage der Zürcher Kantonalbank (ZKB) – 27.2.2025
- ZKB – Einkommensperle und Grossrisiko für den Kanton Zürich – 21.2.2025
- Von allen guten Geistern verlassen – Zürcher Kantonalbank (ZKB) von der Rolle – 29.8.2024
- 175 Stimmen für nordkoreanische Verhältnisse – Klumpenrisiko ZKB – 27.5.2024 – 27.5.2024
Fazit
Im Zusammenhang mit dem Umgang mit seiner Staatsbank ZKB durch den Zürcher Kantonsrat muss von „spätrömischen“ Verhältnissen gesprochen werden.
- Der Kanton Zürich wird in einem Krisenfall mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sein, seine „Kantonsratsbank“ retten zu können (analog zur um einiges kleineren AXPO, wo der Bund mit einer CHF 4-Mia-Garantie einschreiten musste, das die Eignerkantone nicht einmal diese Summe stemmen konnten). Die Bank ist um ein Vielfaches zu gross für den Wirtschaftskanton Zürich, welcher doch rund 20% des BIP der Schweiz erwirtschaftet und nur über eine Bilanzsumme von CHF 24.8 Mia und ein (eingeschränktes) Eigenkapital von CHF 11.8 Mia verfügt.
- Das Aufsichtsgremium des Kantonsrats über die ZKB, die Aufsichtskommission über die wirtschaftlichen Unternehmen (AWU) ist auch für ein Milizparlament nicht ideal besetzt, fehlt doch den meisten ihrer Mitglieder eine Ausbildung und praktische Erfahrung im Finanzbereich und im Bankgeschäft! Dies schlägt sich auch dieses Jahr wieder im kritiklosen Antrag zur Genehmigung von Rechnung, Geschäftsbericht und Nachhaltigkeitsbericht 2024 der ZKB durch die AWU (KR-Nr. 67a/2025) nieder.
- Gemäss Antrag des Bankrates der Zürcher Kantonalbank vom 19. Dezember 2024 über die Genehmigung des neuen Reglements über die Entschädigung der Mitglieder des Bankrates der Zürcher Kantonalbank (KR-Nr. 44/2025) soll mit rückwirkender!!! Gültigkeit ab 1.1.2025 (Die Tribüne: Angestrebte, hemmungslose Portionenerhöhung für die Kaviar-Etage der ZKB) bestätigt die spätrömischen Verhältnisse im Bankrat.
- Die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) gibt der ZKB ein AAA-Rating, Moody’s ein Aaa Rating und Fitch ebenfalls ein AAA Rating. Grund dafür scheint für die Amerikaner auch die 100%ige Staatsgarantie des Kantons Zürich. Ob sich die Amerikaner bei der Vergabe ihrer Top-Noten voll und ganz der in diesem Bericht dargelegten Grössen- und Risikoverhältnisse (insbesondere Hypothekar- und gesamtes Kreditvolumen der Bank) bewusst waren, steht in den Sternen!