Bevölkerungswachstum, anhaltende starke Migrationsströme und Entwicklung im Cyberbereich spiegeln sich in der Zürcher Kriminalstatistik 2024 (PKS) – Drogendelikte aber stehen gemäss der Berichterstattung nicht im Fokus. Warum?
Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 des Kantons Zürich
Die PKS zeigt für das Jahr 2024 eine Zunahme der Straftaten (StGB) von 5.9% (Schweiz im gleichen Zeitraum: rund 8%). Mit fast 73’000 registrierten Fällen befinden sich die Vermögensdelikte auf dem höchsten Stand seit 2023, Gewaltdelikte haben im letzten Jahr um 3% zugenommen, Diebstähle aus Fahrzeugen aufgrund gezielter Massnahmen auch im Bereich «Kriminaltourismus» haben abgenommen. Cyberbetrug ist der am stärksten wachsende Bereich von Delikten gegen das Strafgesetzbuch – er stieg um 46%. Der Fokus in der Kriminalitätsbekämpfung wurde aber offensichtlich nicht auf Drogendelikte gelegt.
Trotz Kokainschwemme: „Abnahme der Betäubungsmitteldelikte im Kanton Zürich“ – Fokus anderswo
Im Kanton Aargau müssen die Strafverfolgungsbehörden zugeben, dem boomenden Drogenhandel und -konsum nicht mehr Herr zu werden und rufen Hände ringend nach mehr Personal und Mittel zu dessen Bekämpfung (Aargauer Zeitung, 17.4.2025).
Im Kanton Zürich dagegen scheint die für den Betrachter offensichtliche Drogen- und insbesondere Kokainschwemme derzeit für die Sicherheitsdirektion von Regierungsrat Mario Fehr kein vordringliches Problem darzustellen. Dies scheint auch auf die Nachbarkantone St. Gallen und Thurgau zuzutreffen. (siehe NZZ, 20.1.24: «Kokain Flut – wie die Droge die Schweiz überschwemmt» und «In St. Gallen schneits» – Rheintal 24: «St. Gallen ist Kokshochburg der Schweiz»).
Gemäss der PKS-Statistik der Stadt Zürich sind Delikte gemäss Betäubungsmittelgesetz (SR 812.121) 2024 um 5.3% gefallen. Und gemäss Jahresbericht des Kantons Basel-Stadt (BFS Polizeiliche Kriminalstatistik PKS), sind Straftaten nach Betäubungsmittelgesetz im Jahr 2024 sogar um 18% gefallen.
Zürich fokussiert «auf schwere Fälle» und die ganz offensichtlich überforderten Strafverfolgungsbehörden von Basel-Stadt berichten über «Häufigkeitszahlen» und das «die für die Kontrolle verfügbaren Personalressourcen das Kriminalitätsaufkommen in diesem Bereich wesentlich beeinflussen». Eine eindeutigere Bankrotterklärung seitens des Staates könnte der Kanton Basel-Stadt wohl nur schwerlich formulieren!
Nicht so der Kantons Aargau: In einem Artikel der Aargauer Zeitung vom 17.4.2025 («Drogenkriminalität im Aargau: Wie das Geschäft im Schatten funktioniert») findet sich ein klarer und eindringlicher Hilferuf und ein Plädoyer für mehr Ressourcen der Justizbehörden. Nur, wird er von der verantwortlichen Politik auch gehört und das Problem endlich mit aller Macht des Staates angegangen? Oder, handeln die Behörden des Aargaus bald gleich wie ihre sichtlich überforderten Kollegen ib Zürich und den Ostschweizer Kantonen und wischen den Gau (siehe unten) auch einfach mehr oder weniger unter den Tisch?
Fazit
Der fehlende Fokus von Politik und Strafverfolgungsbehörden auf die konsequente Bekämpfung der Drogenschwemme und des steigenden Konsums illegaler Substanzen in unserem Land wird durch die Statistiken im Jahresbericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) untermauert.
Anstatt sich etwa auf Reden anlässlich einer Vielzahl von Anlässen unserer Spassgesellschaft zu konzentrieren, legen die Verantwortlichen aus der Politik ihren täglichen Fokus besser auf die Unterstützung ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei der Bekämpfung der im Land herrschenden Drogenschwemme (insbesondere Kokain und Ketamin). Die Fokussierung der Polizei im Kanton Zürich auf «schwere Fälle» von Betäubungsmittelkriminalität ist inakzeptabel und Zeuge personell überforderter Spezialisten und fehlender Unterstützung seitens der Politik.
Kästchen:
Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz in der Stadt Zürich (PKS): 2020: 5803; 2021: 5042; 2022: 4675; 2023: 4699; 2024: 4448 (-251 oder -5.3%!)
Sicherstellungen von Betäubungsmitteln am Flughafen Zürich (aus Antwort der Regierung auf eine Anfrage von Kantonsrätin Jacqueline Hofer, SVP); Marihuana: 2023 – 62 kg, 2024 – 748 kg; Kokain: 2023 – 42 kg, 2024 – 117 kg
«Wenn Sie das Gesamte ansehen in der Schweiz, werden sie sehen, dass der Kt. Zürich bessere Zahlen hat, wie der CH-Schnitt…Die Entwicklung in der Stadt Zürich dünkt uns aus zwei Gründen immer besonders spannend: Weil Zürich die grösste Stadt der ganzen Schweiz ist und weil man wahrscheinlich die Kriminalitätstrends in der Stadt Zürich früher ableiten kann…» Regierungsrat Mario Fehr, Sicherheitsdirektor Kanton Zürich, Medienkonferenz zur PKS vom 24.3.25
«Aus polizeilicher Sicht haben schwere Fälle und schwere Delikte von Betäubungsmittel-handel leicht abgenommen. Wir fokussieren uns, wie die Kantonspolizei Zürich, auf schwere Fälle…» Andrea M. Jug-Hoehener, Chefin Kriminalabteilung Stadtpolizei Zürich, Medien-konferenz zur PKS vom 24.3.25
«Wir haben im Aargau seit ein paar Jahren eine regelrechte Drogenschwemme» Markus Gisin, Leiter Aargauer Kriminalpolizei, Medienkonferenz I/2025
«Wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir nicht mehr abschätzen können, was sich ausserhalb der bekannten Fälle abspielt. Die Dunkelziffer ist nicht mehr quantifizierbar. Wenn wir ernsthaft gegen Betäubungsmittelkriminalität vorgehen wollen, braucht es erheblich mehr Personal bei der Staatsanwaltschaft und der Polizei… Adrian Schuler, Mediensprecher der Aargauer Staatsanwaltschaft (Aargauer Zeitung, 17.4.25)