„Ein Jahr des Umbruchs“ – so betitelt das Universitätsspital seine Medienmitteilung zum Geschäftsbericht 2023.vom 9. April 2024.

Am 10. April 2024 folgte dann die Medienkonferenz des USZ zum Geschäftsabschluss 2023.

Eine sehr unschöne Nachricht, welche nicht in der Medienmitteilung vom Vortag stand, wurde „mündlich“ mitgeteilt:

Die erste Etappe des „Generationenprojekts Gesamterneuerung USZ“ kostet derzeit CHF 150 Millionen Franken mehr als veranschlagt.

Am gleichen Morgen hatte die Leiterin Kommunikation & Marketing des Universitätsspitals, in einem Mail zum Beitrag auf diesem Blog („Kantonaler Kontroller mit umfassenden Kompetenzen ist längst überfällig – Gesamtregierungsrat in der Pflicht“), verlauten lassen: „…Das USZ baut auf dem Spitalgelände die Neubauten Mitte 1 und 2. Und nicht mit Star-Architekten…“. Aber kein Wort zur auch ihr sicher bekannten Kostenüberschreitung.

Nur zwei Stunden später folgte dann die Hiobsbotschaft, das USZ berichtete anlasslich einer Pressekonferenz (auch ohne Stararchitekten) über eine derzeitige Baukostenüberschreitung von CHF 150 Mio. Es ist zu bezweifeln, dass es sich dabei um die letzte unschöne Nachricht zum „Generationenprojekt“ des USZ handelte.

Weiter informierte der Finanzchef des Unispitals, dass die 2023 geschriebenen 49 Millionen Verlust auf einen Umsatz von CHF 1.6 Milliarden zum „Schwankungsbereich“ gehörten. Was für einen befriedigende Tatsache! Er plane, in den nächsten 5 bis 6 Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich hat den Zürcher Spitälern eine EBITDA-Marge von 10% vorgegeben. Das USZ erreichte 2023 eine EBITDA-Marge von 2%. Und die Frau CEO des Universitätsspitals fabuliert weiter munter (Zitat Tagesanzeiger): „Wir wollen die 10 Prozent erreichen und erwarten nicht, dass der Kanton uns Geld gibt“. Ihr sei bewusst, dass die Marge nicht heute oder morgen erreicht werde, aber es sei Aufgabe der Spitalleitung, mittelfristig das Ziel zu erreichen. Ende Zitat. Kadavergehorsam kann man eine solche Aussage auch nennen.

Die EBITDA-Marge bezieht sich auf die Ertragskraft eines Unternehmens und berechnet das Betriebsergebnis vor Abzug der Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen. Diese Kennzahl ist blendend, sagt sie doch nichts zur Fremdfinanzierung eines Unternehmens aus. Besonders staatliche Leistungsträger, welche privatisiert wurden (Lieblingsthema der FDP in den vergangenen Jahren) oder „autonom“ ihre Finanzen bewirtschaften können, sind gewogen oder können dazu verführt sein, in unprofitablen Jahren ihr Fremdkapitital zu erhöhen. Wird nämlich nur die EBITDA-Marge, und nicht auch der Selbstfinanzierunggrad, als Gradmesser aller Gefühle propagiert, so kann die Finanzlage einfach durch höhere Fremdmittelaufnahmen vernebelt werden. Bis es dann zu spät ist – siehe Eleonorenstiftung und das Kinderspital oder die GZO Spital Wetzikon AG. Das USZ wies 2023 einen Selbstfinanzierungsgrad von 50.3% aus.

Darum erscheint es zwingend, dass endlich im Zürcher Kantonsrat mittels einer Anfrage und durch die Zürcher Presse folgende Fragen zum Thema Schulden in der Zürcher Spitallandschaft gestellt und darüber in der Presse auch berichtet und die Öffentlichkeit informiert wird:

  • Auflistung aller Grosskredite und Anleihen, derer Fälligkeiten und Zins- und weiterer wiederkehrender Kosten  (über CHF 10 Mio einzeln aufgelistet) aller Spitäler und Kliniken auf der Zürcher Spitalliste (auch die „Privatspitäler und Kliniken“ sind in die Pflicht zu nehmen, diese Information ohne wenn und aber auf den Tisch zu legen, erhalten sie doch alle in irgend einer Form „Subventionen“ und Beiträge aus der Staatskasse)
  • Liste aller derzeit in Planung und Bau befindlichen und in den Jahren 2022 und 2023 abgeschlossenen, grösseren Bauvorhaben aller auf der Spitalliste des Kantons Zürich stehenden Spitäler, deren Kosten (Stand 31.3.2024) und Stand Baukosten- und andere Überschreitungen.